Firma Maul in Steinbach
Am Sonnabend, dem 29. Mai 2010 feierte die Firma Maul in Steinbach ihr 100-jähriges Firmenjubiläum. René und Rudolf Maul begrüßten aus diesem Anlass unter anderem Bürgermeister Georg Reitz, den Ortschaftsratsvorsitzenden Bernd Bakowski, Herrn Brzezinsky von der Kfz-Innung Dresden, sowie Peter Zogelmann, Hauptgeschäftsführer im Ruhestand der Handwerkskammer Dresden.
100 Jahre Handwerk in diesem Betrieb hieß: Reparatur von Nähmaschinen, Fahrrädern, Motorrädern, PKW und Transportern, aber auch Wasserleitungsbau und für eine kurze Zeit auch Handel mit Radios. Das ist Firmenhistorie an immer gleichem Ort unter immer gleichem Namen in der nunmehr 4. Generation - und die 5. Generation ist schon in den Startlöchern. Glücklicherweise wurden in der Familie Maul immer männliche Nachkommen geboren, so dass die Firma nie umbenannt werden musste.
1910 gründete der 1882 geborene Albin Maul im jetzigen Grundstück die Firma. Im Vorderhof, in einem kleinem Gebäude, betrieb er einen kleinen Fahrrad- und Zubehörhandel. Mangels elektrischer Stromversorgung reparierte er anfangs im Lichte einer Sturmlaterne.
Zum Service gehörte schon damals ein Hol- und Bringdienst. Zur Kundschaft der umliegenden Orte wurde das Fahrrad nach der Reparatur gebracht bzw. zur Reparatur abgeholt. Deshalb wurde ein sogenanntes Motor-Rad angeschafft. Erwähnenswert wäre, dass dieses noch keine Gänge hatte. Mit Hilfe einer Kurbel wurde eine Keilriemenscheibe zusammengedreht, so dass sich der Keilriemen straffte und sich das Motorrad mit ca. 30 km/h fortbewegen konnte. Das zu transportierende Fahrrad wurde auf den Rücken geschnallt. Da es für die weitere Zukunft kein Zustand mehr war, kaufte er sich im Jahre 1943 ein Opel Cabrio 1.2 Ltr. Mit 24 PS für 1975 Reichsmark. Natürlich gleich mit Anhänger, um Fahrräder und Motorräder zur Kundschaft zu transportieren. Zur etwa gleichen Zeit wurde an die kleine Werkstatt ein Laden angebaut. Durch die zunehmende Motorisierung entstand sogar auf dem jetzigen Grundstück eine Tanksäule der Firma OLEX mit einem Tankinhalt von ca. 1500 Ltr.
Zur Firmengründung im Jahre 1910 gesellte sich per Geburt am 03.06.1910 sein Sohn.
Martin Maul (2. Generation)
Er absolvierte von April 1924 - Oktober 1927 seine Lehre als Schlosser bei der Fa. Paul Bässler Automobilreparatur und Maschinenbauanstalt
Weinböhla. Erwähnenswert hier die folgende Beurteilung im Zeugnis des Lehrlings:
„Maul war zu jeder Zeit ein pünktlicher, fleißiger, ehrlicher und strebsamer Arbeiter, den ich jedem Mann empfehlen kann. In moralischer
Beziehung kann ich Ihnen auch nur das beste Zeugnis ausstellen und wünsche Ihnen in seinem späteren Fortkommen nur das Beste. - Paul Bässler
Obermeister 07.04.1928.“
Weiterhin war er 1931 tätig in den Firmen Paul Schmelzer Dresden, Fachgeschäft für Kraftfahrzeuge. In der Nähmaschinenfabrik Seidel und
Naumann Dresden bildete er sich weiter. Bei der Firma Winkler-Läden Dresden erwarb er sich umfassende Fachkenntnisse in Reparaturen der
Motorradmarken BMW, D-Rad, Triumph und DKW . Ebenfalls wurde er in der Radio-Abteilung zugeteilt. Er vermochte bereits Montagen von Radiogeräten
selbstständig auszuführen und Störungen zu beheben. Danach arbeitete er im Betrieb seines Vaters Albin Maul.
Im Dez. 1935 erhielt er seinen Meisterbrief im Mechanikerhandwerk und übernahm im August 1939 den väterlichen Betrieb.
Rudolf Maul (3. Generation)
erblickte am 27.04.1935 das Licht der Kfz-Welt. Er absolvierte seine Lehre als Mechaniker im elterlichem Betrieb von 1949 bis 1952.
Repariert wurden zum damaligen Zeitpunkt Fahrräder, Mopeds der Marke Simson, Motorräder der Marke MZ und Motorroller aller Typen. Sein Vater
Martin Maul reparierte zu diesem Zeitpunkt noch zusätzlich Nähmaschinen, Radios und bei Bedarf wurden sogar Wasserleitungen verlegt.
Im Juli 1954 bot sich Rudolf Maul die Möglichkeit als Kraftfahrzeugschlosser bei der Fa. Peschel Coswig zu arbeiten. Er reparierte damals
Wartburg, Trabant, F8, F9 und P 70.
Während dieses Arbeitsverhältnisses begann er im Jahr 1961 den Meisterlehrgang und erhielt im Dezember 1963 den Meisterbrief im KFZ-Handwerk.
Das Meisterstück fertigte er in der Firma Behla in Ebersbach, die es ebenfalls heute noch gibt. Im April 1966 beendete er sein Arbeitsverhältnis
bei der Fa. Peschel. Noch im gleichen Monat wurde nach Neubau einer Werkstatt im hinteren Teil des Grundstückes und der Einrichtung eines
Kfz-Betriebes der Autoservice Rudolf Maul eröffnet. In der neuen Werkstatt wurden größten Teils Trabant und Wartburg repariert.
1973 kam dann die vor Jahren bestellte Scherenhebebühne endlich zum Einsatz. Hauptlieferant für Ersatzteile war die Einkaufs- und
Liefergenossenschaft (ELG) Dresden, in der man nur selten etwas einkaufen konnte und von der man schon gar nichts geliefert bekam. So gehörte es
zum betrieblichen Ablauf, jeden Dienstag zur ELG nach Dresden zu fahren und sich einfach überraschen zu lassen.
Rudolf Maul erinnert sich: „Es stellte sich immer wieder auf ein Neues die Frage: Was werden wir denn heute bekommen? Vertragswerkstätten, was
wir nicht waren, wurden bevorzugt bedient. Wir bekamen den Rest, der immer spärlicher wurde. So blieb uns nur, um begehrte Artikel wie z.B.
Kurbelwellen etc. zu bekommen, das Personal mit ländlichen Naturalien zu bestechen. Landeier und hausgeschlachtete Wurstspezialitäten waren
besonders begehrt.“
Aufgrund der „Engpässe“ bei Ersatzteilen war es keine Seltenheit, dass ein Kunde ein halbes Jahr auf eine Motorüberholung bei seinem Trabant
warten musste. Man brauchte damals gar kein Firmenschild zur Werbung, da die Auftragsbücher auch so immer voll waren. Da die handwerkliche
Qualitätsarbeit im Ort und drüber hinaus gefragt war, musste auch Susanna Maul (Renés Mutter) mit ran. Sie bekam den Spitznamen Schmiermax.
Am 24.10.1970 wurde auf dem Grundstück Maul wieder ein männlicher Nachkomme geboren.
René Maul I (4.Generation)
… begann im September 1986 eine Lehre als Kfz-Schlosser im elterlichen Betrieb und arbeite nach erfolgreichem Abschluss weiter als Geselle im
Betrieb. Da, wie schon beschrieben, die Versorgung mit Ersatzteilen schwierig war, sahen sich die Mauls schließlich gezwungen, einen
Trabant-Vertrag zu übernehmen. Dazu wurden staatlicherseits gewisse Auflagen gefordert. Natürlich nicht zu vergleichen mit denen von heute.
So wurde es erforderlich, ein zusätzliches Ersatzteillager, Sanitäranlagen und einen Annahmebereich für Kunden zu bauen sowie verschiedene
Werkstattausrüstungen zu beschaffen. Ein Anbau stand an und pünktlich im Herbst 1989 waren dann alle Auflagen für einen Trabant-Vertrag erfüllt...
„den wir dann dankend ablehnten“, erinnert sich René Maul.
Die große Zeit der Trabants war durch den Mauerfall vorbei.
„Wieder einmal musste umgedacht und umgeplant werden. Der „goldene Westen“ löste unseren geliebten Trabant ab. VW, Opel, FORD, Mercedes, BMW
oder wie sie alle heißen, rollten nun auf den Hof. Somit rollte auf uns gelernte 2-Takt-Mechaniker ein neues Zeitalter der Kfz-Technik zu.
Schnell waren neue Qualifizierungen gefragt. René erinnert sich: „Die schlauen Vertreter aus dem Westen gaben sich Tag ein Tag aus die Klinke in
die Hand. Jeder hatte das beste Produkt. Fragen über Fragen, die wir uns stellten: Vertragswerkstatt für VW, Opel etc. mit Glaspalast auf der
grüne Wiese? Tankstelle mit Waschanlage am Ortseingang oder weiterhin eine kleine und solide freie Werkstatt ohne größeren Schulden und hohe Zinsen,
an denen nur die Banken verdienen?“
„Nach langen endlosen Diskussionen im Familienrat und schlaflosen Nächten entschieden wir uns für die sichere und solide Lösung mit einer freien
markenunabhängigen Werkstatt. Die Ersatzteilbeschaffung war ja nun kein Problem mehr. Teileanbieter gab es en masse. Seither arbeiten wir
partnerschaftlich mit PV Starke aus Weinböhla zusammen. Es entwickelte sich eine sehr gute Zusammenarbeit. Von November 1991 - April 1993
absolvierte René mit Erfolg die Meisterschule als Kfz-Mechanikermeister.
Im April 1993 übernahmen wir Herrn Andreas Bendig aus Steinbach als Azubi. Seit Abschluss der Lehre arbeitet er als Geselle im Betrieb weiter.
Durch die Vielfalt von unterschiedlichen Fahrzeugtypen war ein Werkstattneubau 1994 unumgänglich. Es wurde zusätzlich ein PKW- und
Transporterarbeitsplatz geschaffen, sowie eine neue Auftragsannahme und Lagerräume für die Rädereinlagerung. Zu den Investitionen gehörte weiterhin
der Erwerb eines Grundstückes gegenüber der Firma. Um einen weiteren Kundenstamm aufzubauen, wurde der Verkauf von Gebrauchtfahrzeugen mit angeboten.
Im Mai 1997 schlossen wir uns dem Werkstattsystem AUTOFIT an. Dieses bot Freien Werkstätten Leistungsbausteine wie günstiger Ersatzteileinkauf,
technische Hotline, Werkstattsoftware, Werbung, spezielle Schulungsprogramme und ein hochwertiges einheitliches Erscheinungsbild. Durch
AUTOFIT-Stammtische entwickelten sich mit anderen AUTO-FIT-Werkstätten sehr gute partnerschaftliche sowie freundschaftliche Verbindungen.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass im Oktober 1997
Johann Maul - die wahrscheinlich 5. Generation
der Firmengeschichte geboren wurde.
Im August 1998 wurde mit Herrn Jan Obenaus ein Ausbildungsvertrag geschlossen, den er im Februar 2002 erfolgreich bei uns beendete. Geselle Andreas
Bendig absolvierte während seiner Anstellung die Ausbildungen zum Kfz-Servicetechniker und Kfz-Meister. Er verließ im Februar 1999 das Unternehmen
und wurde in der Kfz-Innung Dresden als Lehrlingsausbilder tätig. Es wurde natürlich ein neuer Geselle gebraucht.
Im Sept. 2000 wurde Steffen Bennewitz aus Schönfeld als Kfz-Mechatroniker eingestellt. Durch seine früheren Anstellungen bei VW und Opel waren seine
Kenntnisse sehr gefragt.
Am 01.01.2001 übernahm René Maul dann von Rudolf Maul das Geschäft. „Im August 2004 schlossen wir einen Ausbildungsvertrag mit Herrn René Sommer
aus Tauscha“, erklärt René Maul. „Mit vier Auszubildenden in unserer Firma können wir mit Stolz sagen, das sich die Lehrlingsausbildung in unserer
kleinen Firma als wichtiger Bestandteil unserer Firmenphilosophie etabliert hat.“ Zu bemerken wäre noch, dass René Sommer zu den besten Lehrligen im
Landkreis Meißen seines Jahrgangs gehörte.
Seit dem Lehrabschluss arbeitet er ebenfalls bis zum heutigen Tag als Kfz-Mechatroniker im Betrieb weiter. Zur Zeit arbeiten im Autoservice Maul 1
Meister, 1 Altmeister in Ruhestand, 2 Kfz - Mechatroniker und Susanna „Schmiermaxe“ in der Buchhaltung. Durch ständige Qualifizierungen der
Mitarbeiter, Anschaffung moderner Werksattdiagnosesysteme, Werkstattausrüstungen sowie solide handwerkliche Arbeit hat sich unser Unternehmen zu
einem in der Region bekannten und anerkannten Dienstleister entwickelt. Zu den Serviceleistungen – und das darf nun wirklich nicht unerwähnt bleiben
– gehört immer noch Hol- und Bringedienst – wie vor hundert Jahren.